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Zwangsstörungen: Wenn die eigenen Gedanken oder Handlungen zur Qual werden

Störende Gedanken, die sich wie ungebetene Gäste im Kopf breit machen. Der Drang, nochmal nachzusehen, ob der Herd auch wirklich ausgeschaltet und die Tür abgeschlossen ist. Beides haben wohl die meisten Menschen schon gelegentlich erlebt – ohne dem Ganzen viel Bedeutung beizumessen. Bei Betroffenen einer Zwangsstörung nehmen solch aufdringliche Gedanken und Handlungen hingegen viel Raum und Zeit in ihrem täglichen Leben ein und verursachen oft enormen Leidensdruck. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, was Zwangsgedanken und Zwangshandlungen ausmacht und wie sie behandelt werden können.

Zwangsstörungen

Was sind Zwangsgedanken?

 

Zwangsgedanken sind wiederkehrende, unerwünschte Gedanken, innere Bilder oder Impulse, die sich aufdrängen und Anspannung, Angst oder Unbehagen verursachen. Sie treten auf, ohne dass die betroffene Person sie kontrollieren kann und obwohl sie ihr selbst unsinnig oder übertrieben vorkommen. Menschen mit Zwangsgedanken versuchen oft, diese Gedanken zu ignorieren, zu unterdrücken oder durch bestimmte Handlungen oder Rituale zu neutralisieren.

 

 

Wie entwickelt sich ein Zwangsgedanke?

 

Jedem Menschen gehen täglich tausende Gedanken durch den Kopf. Manche davon drängen ins Bewusstsein, andere bleiben unbemerkt. In diesem riesigen Gedankenstrom können auch hin und wieder mal wieder Gedanken an etwas Gefährliches, Verbotenes oder Unmoralisches aufblitzen.

“Was, wenn ich sie jetzt die Treppe runterschubse?”
“Was, wenn ich eine hochansteckende Krankheit habe, ohne es zu merken?”
“Was wenn ich mich in der Bahn einfach nackt ausziehe?”

Solche Gedanken sind nichts Ungewöhnliches – nur weil man etwas denkt, heißt es noch lange nicht, dass man es auch tut. Wird den Gedanken dementsprechend keine Bedeutung beigemessen, verschwinden sie oft genauso schnell wie sie gekommen sind. Sie können sich jedoch zu Zwangsgedanken entwickeln, wenn sie stark negativ bewertet werden, zum Beispiel als Anzeichen für eine reale Bedrohung oder als Indiz dafür, ein schlechter Mensch zu sein. Eine derartige Bewertung führt dann meist zu erhöhter Anspannung oder auch zu Gefühlen wie Angst, Scham, Schuld oder Ekel. In der Regel versuchen Betroffene dann, die Gedanken und unangenehmen Gefühle irgendwie loszuwerden. Je mehr sie jedoch versuchen, die Gedanken zu kontrollieren oder abzustellen, desto aufdringlicher werden sie.

 

 

Was sind Zwangshandlungen?

 

Zwangshandlungen sind sich wiederholende aufdrängende Handlungen, die Betroffene ausführen, um Angst oder Unbehagen zu reduzieren – oft als Reaktion auf Zwangsgedanken. Sie kommen den Betroffenen selbst meist übertrieben vor und kosten viel Zeit.

Das kann sich zum Beispiel so äußern, dass jemand nach dem Nachhausekommen immer stundenlang duscht, weil die Person den Gedanken hat, sich unterwegs vielleicht verunreinigt zu haben. Oder jemand kontrolliert vor dem Verlassen der Wohnung mehrfach und auf eine ganz bestimmte Art und Weise, ob alle Elektrogeräte ausgeschaltet sind, aufgrund des Gedankens, dass es sonst einen Brand geben könnte. Oder jemand wiederholt in Gedanken immer wieder bestimmte Glückszahlen, aus Angst, dass ansonsten etwas Schlimmes passieren könnte. Die Handlungen verschaffen dann zwar kurzfristig Erleichterung und vermitteln den Eindruck von Kontrolle, langfristig können sie aber immer mehr Zeit beanspruchen und das Leben der betroffenen Person stark einschränken und belasten.

Manche Menschen haben entweder nur Zwangsgedanken oder nur Zwangshandlungen. Neun von zehn Menschen mit Zwangsstörungen haben jedoch eine Kombination aus beidem.

 

 

Was können Betroffene einer Zwangsstörung tun?

 

Intensive Zwänge, wie sie bei einer Zwangsstörung auftreten, sind sehr belastend und führen zu deutlichen Einschränkungen im Alltag. Dennoch vergehen im Schnitt rund sieben Jahre, bis Betroffene professionelle Unterstützung suchen. Häufig ist der Grund, dass die Zwangsgedanken und die Handlungen den Betroffenen sehr unangenehm sind. Viele schämen sich für ihre Erkrankung und denken, dass ihr Verhalten peinlich oder komisch sei.

Zwänge sind hartnäckig und verschwinden fast nie von selbst. In aller Regel ist psychotherapeutische Begleitung notwendig, um zu lernen, mit Zwängen umzugehen und wieder mehr Freiheit zu erleben. Obwohl Zwangsstörungen im Vergleich zu anderen psychischen Erkrankungen selten sind (2% der Menschen erkranken im Lauf ihres Lebens), gibt es gut erforschte und hochwirksame Behandlungsmöglichkeiten. Die kognitive Verhaltenstherapie stellt bei der Behandlung von Zwangsstörungen die Methode der ersten Wahl dar.

Falls du selbst unter wiederkehrenden Zwängen leidest, dann zögere nicht, dir Unterstützung zu suchen.

Wenn du noch mehr über Zwangsstörungen erfahren möchtest – zum Beispiel in Vorbereitung oder begleitend zu einer Psychotherapie – findest du in der MindDoc App einen ganzen Kurs zu dem Thema. Dort findest du nicht nur weitere Infos zu den Merkmalen von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, sondern erfährst auch, wie Zwangsstörungen entstehen und was dich in einer Behandlung erwartet.

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