Verhalten

Zweifel und Depression – wenn ein geringes Selbstbewusstsein an uns nagt

Selbstzweifel sind belastend. Uneingeladen begleiten sie viele Menschen durch wichtige Situationen und Aufgaben. Spätestens, wenn Selbstzweifel die Oberhand gewinnen, ist es Zeit das Steuer der eigenen Gefühle und Gedanken wieder zu übernehmen.

Zweifel und Depression

Der Selbstzweifel hat viele Formen: Es gibt Selbstzweifel bei der Arbeit, in der Liebe und Partnerschaft. Manche zweifeln an ihrem Aussehen und den eigenen Fähigkeiten. Andere entwickeln Selbstzweifel, wenn sie unter Leistungsdruck stehen, bei wichtigen Lebensentscheidungen oder in bestimmten sozialen Situationen.

Einige Menschen sind regelrecht geplagt von Selbstzweifeln: wie Parasiten nagen sie an ihnen – und gehen nicht weg. In der Folge trauen sie sich immer weniger zu, vergleichen sich mit anderen, die so wirken, als würden sie jeden Zweifel voller Souveränität und Selbstsicherheit einfach abschütteln. “Warum schaffe ich das nie?”, lautet dann der Vorwurf ans Selbst. Und schon befindet man sich im Teufelskreis und in einer Abwärtsspirale der Selbstabwertung.

 

Gesunder Selbstzweifel lässt Menschen wachsen

Wie bei fast allem im Leben kommt es auf die Dosis an: Eine kleine Prise Selbstzweifel ist in der Regel ganz hilfreich. Ein kritischer Geist zeigt dir, dass du nicht immer Recht hast. Er hilft dir, deine Handlungen zu reflektieren und Selbstverliebtheit vorzubeugen. Diese gesunde Menge an Selbstzweifel verbindet dich mit anderen, weil du dich mehr auf sie einlassen kannst und an ihren Meinungen und Perspektiven aufrichtig interessiert bist.

Problematisch wird der Selbstzweifel erst dann, wenn du nach Phasen des Zweifelns nicht wieder zu deinem gesunden Selbstbild – mit dem Bewusstsein über deine Stärken und warum du wertvoll bist – zurückkehren kannst. Gesunder Selbstzweifel geht niemals so weit, dass er anhaltend am Selbstwertgefühl zehrt und dich dauerhaft belastet.

 

Wenn dir ungesunder Selbstzweifel über den Kopf wächst

Vielleicht fällt es dir manchmal schwer anzuerkennen, dass es auch gute Seiten an dir gibt. Da tobt dann schon längst der ungesunde Selbstzweifel. Diese Art von Selbstzweifel hat längst nichts mehr mit konstruktiver Kritik zu tun und wahrscheinlich merkst du bereits selbst, dass diese Gedanken dir nicht weiterhelfen. Wie ein verfressener Parasit verzehrt der Selbstzweifel immer mehr von dir – bis hin zu deinem Selbstwertgefühl und deiner Überzeugung, dass du einen Einfluss auf dein Leben hast.

 

Die Strategien des Selbstzweifels – Schleifen ins Unendliche

Besonders kniffelig: Selbstzweifel folgen oft Mechanismen, die sich selbst aufrechterhalten. Das Durchbrechen dieser Mechanismen ist anstrengend, aber besonders wichtig. Vielleicht erkennst du dich in einem der folgenden Teufelskreise wieder.

 

„Das kann ich nicht“ – Die selbsterfüllende Prophezeiung

Sage dir selbst immer wieder: „Ich bin ein Versager/ ich kann gar nichts/…“ dann ist es erstaunlich leicht, sich das selbst auch zu beweisen. Sich die eigene Leistung schlechtzureden verringert die tatsächliche Leistungsfähigkeit. Wer sich sagt, dass er etwas nicht kann, versucht es mitunter erst gar nicht oder geht nicht mit kühlem Kopf an die Aufgabe heran. Dann bleibt das Ergebnis auch hinter den Möglichkeiten zurück. Damit hat sich der Teufelskreis geschlossen – und die Prophezeiung hat sich erfüllt.

 

„Das war ich nicht“ – Selbst-Sabotage

Es kann verlockend sein, sich selbst im Weg zu stehen, denn es schützt auf gewisse Weise: „Ich habe die Prüfung bloß nicht bestanden, weil ich nur 3 Stunden am Vorabend gelernt habe, und nicht, weil ich nicht das Zeug dazu hatte.“ Hättest du gelernt, hättest du bestanden, so die innere Logik. Es ist also eine Art Vermeidungsstrategie, mit deren Hilfe man Misserfolgen emotional aus dem Weg gehen kann, weil sie der Situation zuzuschreiben sind – und nicht sich selbst. Hinter dieser Vermeidung steckt die Angst vor dem Versagen, die du Aufgaben aufschieben lässt, bis keine Zeit mehr ist, um sie sorgfältig zu erledigen. Leider hat diese Taktik einen Haken: Du beginnst zu vergessen, dass du zu Erfolgen fähig bist, wenn du dir die Mühe und Zeit gibst. Zufrieden macht das nicht wirklich und tatsächliche Erfolge zu erzielen wird immer schwerer.

 

„Das sollte ich nicht“ – Das Hochstapler-Syndrom

„Wenn die nur wüssten, dass ich hier gar nicht hingehöre.“ Das Hochstapler-Syndrom ist vielen Menschen bekannt, die einen neuen Job anfangen oder eine Beziehung beginnen. Es ist das ungerechtfertigte Gefühl, der Situation nicht gewachsen zu sein. Man redet sich ein, es sei nur eine Frage der Zeit, bis jemand den Fehler bemerkt und man rausgeschmissen oder verlassen wird. Dieses Phänomen kann mit Depression einhergehen. Wer sich selbst für einen Hochstapler hält, erkennt sich das Recht ab, genauso geliebt oder talentiert, genauso Mensch „sein zu dürfen“ wie alle anderen.

 

Selbstzweifel als Einstieg in die Depression?

Wenn Selbstzweifel die Oberhand gewinnen, wird es zunehmend schwerer sie zu besiegen. Betroffene glauben dann immer mehr, dass sie zu nichts fähig sind und trauen sich nicht einmal simple Aufgaben zu. Unzählige Studien zeigen eine Verbindung zwischen stetigem Selbstzweifel und psychischen Störungen wie zum Beispiel Depressionen auf. Ob die Selbstzweifel der Einstieg in die Depression oder, umgekehrt, die Depression der Einstieg in die Selbstzweifel ist, bleibt hierbei ungeklärt.

Was wir wissen: Selbstzweifel sind ein typisches Symptom einer Depression, ebenso wie verringerte Motivation und Konzentrationsfähigkeit, Entscheidungsschwierigkeiten, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, eine pessimistische Sicht auf die Zukunft, sozialer Rückzug und Vermeidung – Symptome, die alle eng mit Selbstzweifeln verwoben sind.

Solltest du also den Eindruck haben, dass sich deine Selbstzweifel verstärken und über das gesunde Maß hinausgehen, ist es ratsam, mit einem Arzt oder Psychotherapeuten darüber zu sprechen.

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