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Die Frage nach dem Warum – Ursachen einer Depression
Fast jeder fünfte Mensch in Deutschland erkrankt einmal in seinem Leben an einer Depression. Damit gehören Depressionen zu den häufigsten Krankheiten. Doch was wissen wir eigentlich über die Auslöser und Ursachen einer Depression?
Jeder fühlt sich manchmal niedergeschlagen, traurig oder unmotiviert. Meist sind das übliche Stimmungstiefs, die mit konkreten Situationen des Alltags in Verbindung stehen. Ist das stressige Projekt bei der Arbeit beendet oder der Streit mit dem Freund gelöst, bessert sich die Stimmung oft automatisch wieder. Solche ganz normalen Schwankungen lassen sich klar von einer Depression abgrenzen. Bei einer Depression ist das Stimmungstief viel ausgeprägter und hält über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen an. Betroffene fühlen sich niedergeschlagen und verlieren sogar die Freude an ihren Lieblingsbeschäftigungen. Hinzu kommen oft Schlaf- und Konzentrationsprobleme. Nicht zu verstehen, was los ist, kann Betroffenen und auch Angehörigen den Umgang mit der Depression sehr schwer machen. Umso wichtiger ist es, die vielfältigen Hintergründe zu kennen.
Drei Hauptfaktoren im Wechselspiel
Für eine Depression gibt es nie nur eine Ursache. Sie entsteht im Zusammenspiel vieler verschiedener Einflüsse. Man spricht daher von einem multifaktoriellen Geschehen und unterscheidet drei zentrale Faktoren.
1. Psychologische Faktoren: Die Macht der Gedanken
Im Laufe des Lebens macht jeder Mensch vielfältige Erfahrungen und entwickelt dazu passende Überzeugungen und Denkmuster. In der Psychotherapie nennt man solche Denkmuster Schemata. Schemata beeinflussen das Selbstbild und die Wahrnehmung von Ereignissen und Situationen. Manche dieser Schemata sind nicht sehr hilfreich. Dazu zählen Überzeugungen wie „Ich muss immer perfekt sein “, „Ich darf niemandem zur Last fallen“ oder „Ich erwarte lieber nichts, dann werde ich nicht enttäuscht.“. Wer so denkt, stellt sehr hohe Anforderungen an sich selbst, blickt pessimistisch in die Zukunft oder begegnet anderen Menschen sehr misstrauisch.
2. Biologische Faktoren: Ursache oder Folge?
Während einer Depression kommt es zu Veränderungen im Gehirn. Dort senden Botenstoffe, wie Serotonin und Noradrenalin, Informationen von einer Zelle zur anderen. Bei einer Depression ist die Balance dieser Botenstoffe durcheinander geraten. An dieser Stelle setzt die Behandlung mit Antidepressiva an, die den Stoffwechsel im Gehirn wieder ins Gleichgewicht bringen können. Nach einer erfolgreichen Psychotherapie zeigen sich übrigens ganz ähnliche positive Veränderungen.
Auch hormonelle Veränderungen gehen mit Depressionen einher. Frauen sind besonders in Zeiten von erhöhten Hormonschwankungen – zum Beispiel vor der Regelblutung, während der Schwangerschaft oder nach einer Geburt – anfälliger für depressive Symptome.
Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, haben häufig erhöhte Mengen des Stresshormons Cortisol im Blut. Hier ist noch unklar, ob es sich dabei um eine Ursache oder eine Folge der Depression handelt.
Auch körperliche Erkrankungen können Symptome einer Depression hervorrufen. Deshalb wird vor einer Therapie immer abgeklärt, ob es eine körperliche Ursache gibt. So sollte zum Beispiel die Schilddrüse überprüft werden, um sicherzugehen, dass keine Fehlfunktion für das Stimmungstief und den Antriebsverlust verantwortlich ist.
Nicht zuletzt spielen die Gene eine Rolle dabei, ob jemand an einer Depression erkrankt. Wer nahe Angehörige hat, die erkrankt sind oder waren, hat selbst auch ein erhöhtes Risiko. Vererbt wird aber nur die Anfälligkeit für die Erkrankung, nicht die Erkrankung an sich.
3. Soziale Faktoren: Trennung der Eltern oder Stress am Arbeitsplatz
Sozialen Faktoren tragen dazu bei, dass sich wenig hilfreiche Denkmuster und Überzeugungen ausbilden. Oft sind das Erfahrungen aus der frühen Kindheit, wie zum Beispiel Mobbing oder fehlende soziale Unterstützung. Andererseits sind es oft soziale Faktoren, die eine Depression letztendlich auslösen. Dauerhafte Überforderung oder Konflikte am Arbeitsplatz können ebenso wie anhaltende Spannungen in der Partnerschaft zu einer großen Belastung werden. Auch tragische Ereignisse und plötzliche Veränderungen können das Leben erschüttern. Im Zusammenspiel mit den Überzeugungen und Denkmustern und der biologischen Veranlagung kann sich dann eine Depression entwickeln.
Sind die Ursachen überhaupt wichtig?
Eine Depression entsteht immer in Kombination mehrerer Faktoren. Und absolute Gewissheit über den Ursprung von Depressionen haben wir nicht – anders als bei einem Knochenbruch, den man sich zum Beispiel beim Sport zufügt. Für die Diagnose einer Depression spielen die Ursachen deshalb eine untergeordnete Rolle. Wichtig wird die Suche nach den individuellen Ursachen vor allem in der therapeutischen Behandlung, wo zunächst ein individuelles Erklärungsmodell erstellt wird. Das ist für die Betroffenen wichtig, um die eigenen Beschwerden besser einzuordnen – und schließlich gemeinsam mit dem Therapeuten Ziele festzulegen und die passende Therapiemethode zu wählen.
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