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Psychotherapie – Wie finde ich sie und was erwartet mich dann?

Wie finde ich die richtige Psychotherapie für mich und was muss ich dabei beachten? Gerade wenn du erst die Entscheidung getroffen hast überhaupt eine Therapie zu beginnen, kann es anstrengend sein, den richtigen Therapeuten und die passende Therapieform zu finden. Dafür geben wir eine Anleitung, Schritt für Schritt, von Anfang bis Ende der Therapie!

Psychotherapie finden

Wusstest du, dass jeder Vierte innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung erkrankt? Nicht in jedem Fall ist eine Psychotherapie notwendig und oft ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Menschen, die eine Psychotherapie brauchen und machen möchten, fragen sich oft, wie sie am besten zu einem passenden Psychotherapie-Platz kommen. Angst vor ewigen Wartezeiten, die Unübersichtlichkeit beim Suchen und jede Menge fachlicher Spezialisierungen machen es nicht unbedingt leichter. Hier erfährst du, wie du am besten an eine Therapie kommst und was dich erwartet.

 

Psychotherapeutische Sprechstunde

In der Regel ist es so, dass Patientinnen und Patienten vor dem Beginn einer ambulanten Psychotherapie eine Sprechstunde aufsuchen sollen. Ein Termin dauert mindestens 25 Minuten, oft auch deutlich länger. Manchmal werden auch mehrere Termine vereinbart. In der Sprechstunde wird sich die Psychotherapeutin zunächst ein genaues Bild von deinen Beschwerden machen und dich darüber beraten, ob eine Psychotherapie angezeigt ist und welche. Für die Sprechstunde benötigst du keine Überweisung. Bei der Suche nach einem Termin in der Sprechstunde hilft die Terminservicestelle, die bundesweit unter der Telefonnummer 116 117 zu erreichen ist.

Wenn sich in der Sprechstunde herausstellt, dass eine Psychotherapie sinnvoll ist, stellt sich dann die Frage nach der passenden Psychotherapeutin. Das kann manchmal vielleicht dieselbe sein, bei der du schon in der Sprechstunde warst, oft wird es aber so sein, dass es in der Praxis erst nach einer längeren Wartezeit einen freien Platz für eine längere Therapie gibt. Deshalb ist es sinnvoll sich nach weiteren Therapeuten umzusehen.

 

Ein Psychotherapie-Verfahren wählen

Jeder in Deutschland zugelassene Psychotherapeut ist in mindestens einem sogenannte Richtlinienverfahren ausgebildet. Die Kosten für Behandlungen in diesen Richtlinienverfahren werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei privaten Krankenversicherungen kann es Abweichungen geben, deshalb lohnt es sich, vor Beginn einer Behandlung nachzufragen.

 

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist eine lernorientierte Therapieform. Verhaltenstherapeuten gehen davon aus, dass alle Verhaltensweisen und Denkmuster erlernt sind und dass Menschen lebenslang neue Verhaltensweisen und Denkmuster erlernen können. Der Schwerpunkt liegt darauf, Bewältigungsstrategien für die Erkrankung und die Probleme, die damit zusammenhängen zu finden und einzuüben. Eine Verhaltenstherapie kann bis zu 80 Sitzungen umfassen, meist sind es aber deutlich weniger. In der Regel beginnt man mit einer Sitzung in der Woche, zum Ende der Behandlung hin sehen Patient und Therapeut sich seltener. Im Sprechzimmer sitzen sich Patient und Therapeut gegenüber, es kann aber auch sein, dass Therapiesitzungen außerhalb des Sprechzimmers stattfinden, um bestimmte Dinge zu üben. Typisch für die Verhaltenstherapie sind Hausaufgaben. Sie erleichtern es den Patienten, eigenständig neue Verhaltensweisen einzuüben.

 

Psychoanalyse

Die Psychoanalyse ist die älteste Therapieform. Sie basiert auf der Idee, dass Konflikte aus der Vergangenheit unterbewusst verschiedene Schutzmechanismen in Menschen hervorbringen. Ungelöste Konflikte sollen zu Störungen führen. Durch das Bewusstmachen und Durchleben der früheren Konflikte soll die Störung verarbeitet und überwunden werden. Der Patient liegt dabei auf einer Liege und spricht alles aus, was ihm durch den Kopf geht, der Psychotherapeut sitzt außerhalb des Blickfeldes und redet meist sehr wenig. Man nimmt an, dass dadurch die ungelösten Konflikte deutlich werden. Die Dauer der Therapie liegt zwischen 160 und 300 Sitzungen, zwei bis dreimal pro Woche.

 

Tiefenpsychologisch fundierte Therapie

Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie ist eine flexible Therapieform. Sie legt, ähnlich wie die Psychoanalyse, den Fokus eher auf den Ursprung und Ursache der Störung, allerdings konzentriert man sich deutlich stärker auch auf die Gegenwart als in der Psychoanalyse. Der zentrale Konflikt soll identifiziert und verstanden werden und dann sollen gemeinsam Möglichkeiten entwickelt werden, um mit diesen Schwierigkeiten umzugehen. Die Dauer der Therapie liegt bei bis zu 100 Sitzungen, meist ist sie jedoch kürzer. Wie bei der Verhaltenstherapie sitzen sich Patient und Therapeut gegenüber und treffen sich meist einmal Mal pro Woche.

 

Systemische Therapie

Die systemische Therapie geht davon aus, dass in der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen immer auch Menschen im Umfeld des Patienten beteiligt sind. Deshalb wird hier besonders auf die Beziehungen zu anderen geachtet. In der Behandlung geht es oft um den Umgang miteinander, zum Beispiel innerhalb der Familie. Auch in der systemischen Therapie gibt es manchmal Hausaufgaben. Die Therapie kann bis zu 48 Sitzungen dauern.

Welches Therapieverfahren das Richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab. In der Sprechstunde kannst du dich dazu beraten lassen. Am besten wissenschaftlich untersucht ist die Verhaltenstherapie. Sie hat sich bei den meisten psychischen Störungen als wirksam erwiesen.

 

Einen Therapieplatz finden

Es ist bestimmt leichter, erst nach Therapeuten zu suchen, wenn du dich für ein Verfahren entschieden hast. Je nachdem, ob du privat oder gesetzlich krankenversichert bist, ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten. Eine Liste aller Psychotherapeuten mit einer Kassenzulassung gibt es bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Auch Fachgesellschaften wie zum Beispiel die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung haben Suchportale. Auch Ambulanzen von Ausbildungsinstituten oder Hochschulen bieten Psychotherapien an.

Vermutlich brauchst du bei der Suche nach einem Therapieplatz Geduld und musst in mehreren Praxen anfragen. Eine Tabelle kann helfen, den Überblick zu behalten. Sei im ersten Schritt nicht zu wählerisch, aber überlege trotzdem, ob es etwas gibt, was dir grundsätzlich wichtig ist. Möchtest du zum Beispiel lieber zu einem Mann oder einer Frau gehen? Oder ist das egal? Und dann geht es ans telefonieren. In manchen Praxen kann man sich auf eine Warteliste setzen lassen, es ist empfehlenswert, das bei mehreren Praxen zu tun. So erhöhst du deine Chance, schneller einen Termin zu bekommen und kannst später immer noch bei den Anderen absagen. Wenn du möchtest, kannst du mit mehreren Psychotherapeuten eine Probesitzung machen, um herauszufinden, welcher  am besten zu Ihnen passt.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat eine Koordinationsstelle eingerichtet, die bei der Suche nach einem Therapieplatz helfen soll. Voraussetzung ist, dass du bereits bei einer Sprechstunde warst.

Lass dich nicht von der Wartezeit unterkriegen! Sie ist keine gute Ausrede um die Kontaktaufnahme vor sich her zu schieben.

 

Die Probesitzungen

Am Beginn einer Therapie kannst du einige Probesitzungen machen. Im ersten Gespräch möchte die Psychotherapeutin dich kennen lernen und sich ein genaues Bild von deinen aktuellen Beschwerden und deren Entwicklung machen. In der Regel kannst du dich darüber austauschen, welche Erwartungen du an die Therapie hast und welche Ziele du erreichen möchtest. Natürlich ist die erste Sitzung mit Aufregung und Anspannung verbunden. Trotzdem kannst du versuchen in dich hineinzufühlen, ob es zwischen euch “passt”. Auch organisatorische Fragen werden geklärt, zum Beispiel, wie häufig Sitzungen stattfinden, und wie der Therapeut arbeitet.

In den weiteren  Probesitzungen ordnet der Psychotherapeut deine Beschwerden ein, versucht eine Beziehung zu dir aufzubauen und stellt eine Behandlungsdiagnose, mit der die weiteren Behandlungsschritte geplant werden. Es kann auch vorkommen, dass du  dafür einige Fragebögen ausfüllen musst. Als Patientin hast du während dieser ersten Sitzungen die Möglichkeit, den Psychotherapeuten nach seinen Methoden, Ansätzen und Arbeitsweisen zu fragen.

Erst am Ende dieser Probephase entscheidest du, ob du dir eine Zusammenarbeit vorstellen kannst.

 

Antrag bei der Krankenkasse

Bei den gesetzlichen Krankenkassen und bei vielen privaten Krankenversicherungen ist Psychotherapie antragspflichtig. Darum kümmert sich die Psychotherapeutin. Zu den Antragsunterlagen gehört auch ein ärztlicher Konsiliarbericht. Dieser dient dazu sicherzustellen, dass keine körperlichen Erkrankungen Ursache für Ihre Beschwerden sind. Die dazu nötige Untersuchung kann der Hausarzt machen. In den Probesitzungen erklärt die Therapeutin das Antragsverfahren genauer. Nach der Entscheidung der Krankenkasse erhältst du ein Schreiben mit der Anzahl der bewilligten Therapiesitzungen. Ab diesem Zeitpunkt kann die eigentliche Therapie starten.

 

Während der Psychotherapie

Während einer Psychotherapie beschäftigst du dich vermehrt mit Problemen und schwierigen Themen, die unangenehme Gefühle auslösen können. Manchmal kommt es vor, dass sich Beschwerden am Anfang der Therapie verstärken. Es ist anstrengend und manchmal beängstigend sich den eigenen Schwierigkeiten zu stellen. Insgesamt sollte dir die Psychotherapie aber Hoffnung und Mut für die Zukunft schenken. Du solltest nach und nach mit einem guten Gefühl in die Sitzungen gehen.

Stellst du im Verlauf der Behandlung fest, dass du mehr Sitzungen brauchst, als zunächst beantragt und bewilligt wurden, kann ein Verlängerungsantrag gestellt werden. Allgemein gilt natürlich, dass eine Psychotherapie nicht als konstante Begleitung in deinem Leben vorgesehen ist. Sie sollte zeitlich begrenzt sein und dir die Werkzeuge an die Hand geben, die du brauchst, um dein Leben alleine zu bewältigen.

Ein vertrauensvolles Verhältnis zum Therapeuten ist die Grundlage für eine erfolgreiche Therapie. Wenn du also merkst, dass du dich nach den Sitzungen fast immer verzweifelter und hoffnungsloser fühlst als vorher, solltest du das mit deinem Psychotherapeuten besprechen. Fühlst du dich durch den Psychotherapeuten dauerhaft nicht ernst genommen oder unverstanden, kannst du einen Therapeutenwechsel in Erwägung ziehen. Auch wenn du das Gefühl hast, dass der Therapeut deinen Strategien aufdrängt oder dich nicht in die Planung der Behandlung einbeziehst, solltest du das offen ansprechen. Falls dir das nicht geholfen hat, kannst du deinen Psychotherapeuten wechseln. In diesen Fällen stellt der neue Therapeut einen neuen Antrag bei der Krankenkasse, in der der Wechsel begründet wird.

Du darfst die Psychotherapie jederzeit beenden – auch wenn noch nicht alle bewilligten Therapiesitzungen aufgebraucht sind. Es ist je nach Situation sogar sinnvoll, die Therapie dann zu beenden, wenn du deine Therapie-Ziele erreicht hast.

 

Das Ende der Therapie

Zum Ende der Therapie arbeitest du üblicherweise daran, wie du zukünftig in schwierigen Situationen reagierst und einen Rückfall verhindern kannst. Oft ist der Psychotherapeut zu einer vertrauten Person geworden. Daher ist die Vorstellung sich endgültig voneinander zu verabschieden für viele Menschen schwer. Es ist wichtig, dass auch diese Abschiedsgefühle zur Sprache kommen.

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