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Eine Depression ist wirklich eine Krankheit
Morgens schafft man es kaum aus dem Bett, man möchte noch stundenlang weiterschlafen – wenn man doch nur schlafen könnte… Der Gedanke ans Aufstehen ist so furchtbar anstrengend, auf nichts hat man Lust. Man fühlt sich leer, wertlos und ausgelaugt. All das sind Anzeichen für eine Depression.
Absolut alles wirkt bedeutungslos und anstrengend, sogar das, was einem früher Freude bereitet hat. Man fühlt sich innerlich leer und zweifelt an sich selbst. Alltagsaufgaben wie Einkaufen oder Duschen werden zu scheinbar unüberwindbaren Hindernissen. Nichts scheint mehr Sinn zu haben. Es ist, als wäre die Welt mit einem grauen Filter überzogen. So oder ähnlich schildern viele Betroffene ihre Beschwerden. Sie können sich nicht vorstellen, jemals wieder aus diesem Loch herauszukommen.
Nahezu jeder kennt das Gefühl, tieftraurig und deprimiert zu sein. Anders als bei akuter Traurigkeit gibt es bei Depressionen jedoch oft keinen ersichtlichen Grund für die graue Stimmung. Dennoch sind die Beschwerden keine Einbildung: Bei einer Depression handelt es sich tatsächlich um eine Krankheit, die sich in Form von konkreten Symptomen äußert.
Die 10 Symptome einer Depression
Was aber sind genau die Symptome einer Depression? Um eine Depression zu diagnostizieren, greifen Psychotherapeuten und Ärzte in der Regel auf die ICD-10 zurück, ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenes Klassifikationssystem für Krankheiten. Nach ICD-10 unterscheidet man zwischen sogenannten Kern- und Zusatzsymptomen einer Depression, die in unterschiedlichen Kombinationen und Ausprägungen vorhanden sein können. Nicht jede depressive Person weist die gleiche Kombination an Symptomen auf, und nicht bei jedem sind die Symptome gleichermaßen schwer ausgeprägt. Gerade die vielen individuellen Variationen sind der Grund dafür, dass eine Depression oft unerkannt bleibt.
Es gibt drei Kernsymptome, die charakteristisch sind für eine Depression:
- Niedergeschlagene, depressive Stimmung
- Verlust von Interesse und Freude
- Antriebsverlust, Energielosigkeit
Nicht ohne Grund stammt das Wort „Depression“ vom lateinischen Verb „deprimere“, was „niederdrücken“ bedeutet. Die Niedergeschlagenheit geht so weit, dass sich die Stimmung depressiver Menschen selbst bei positiven Ereignissen nicht aufhellt. Versuche von Mitmenschen, Depressive zu trösten oder aufzumuntern, laufen ins Leere. Für Betroffene selbst fühlt es sich an, als wären sie gefühlstot. Über nichts können sie sich freuen. Manchmal können sie nicht einmal mehr weinen.
Neben den Kernsymptomen treten bei einer Depression weitere Zusatzsymptome auf. So leiden Depressive oft an einem verminderten Selbstwertgefühl, das bisweilen einhergeht mit Gefühlen der Wertlosigkeit oder mit Schuldgefühlen, die für Außenstehende unerklärlich sind. Oft haben depressive Menschen Angst vor der Zukunft oder malen sich pessimistische Szenarien aus. Einige Betroffene haben außerdem mit Konzentrations- und Gedächtnisproblemen zu kämpfen. Typisch für eine Depression ist auch Appetitverlust, in wenigen Fällen auch gesteigerter Appetit. Auch Schlafstörungen zählen zu den Zusatzsymptomen einer Depression. Wenig Schlaf kann wiederum negative Gedanken befeuern und so einen Teufelskreis auslösen. Manchmal sind die negativen Gedanken so stark, dass sie in Suizidgedanken oder sogar Suizidhandlungen münden. Aus diesem Grund sind Hinweise auf eine Depression sehr ernst zu nehmen.
Physische Leiden gehen mit psychischen oft einher
Es gibt kaum eine Krankheit, die stärkere Auswirkungen auf das gesamte Wohlbefinden eines Menschen hat als eine Depression. Tatsächlich ist der Belastungsgrad für Betroffene wie auch für Angehörige enorm hoch. Das liegt daran, dass sich eine Depression beim Betroffenen auf das Erleben, Denken, Verhalten sowie auf den Körper auswirken kann. Damit betrifft die Krankheit den gesamten Menschen. Sie kann das Leben komplett verändern.
Es gibt Beschwerden, die häufig mit einer depressiven Störung einhergehen, obwohl sie nicht unmittelbar zu den Symptomen einer Depression zählen. Eine schwere Erschöpfung zieht am Körper in der Regel nicht einfach vorbei. Körperliche Symptome sind etwa Müdigkeit und Ermattung, auch Herz- oder Magen-Darm-Beschwerden können auftreten. Als Folge der Schlafstörungen verzeichnen Depressive typischerweise gerade in den Morgenstunden ein besonderes Tief. Aufgrund ihrer Erschöpfung meiden Betroffene oftmals soziale Interaktion und ziehen sich auch von Freunden zurück. Außenstehende beobachten bei Depressiven bisweilen, dass ihre Bewegungen auffällig verlangsamt oder aber nervositätsbedingt beschleunigt sind. Zudem ist die Libido depressiver Menschen häufig verringert: Sie verspüren keine Lust mehr auf Sex.
In Extremfällen können im Zusammenhang mit Depressionen auch psychotische Symptome auftreten. Diese können sich als wahnhafte Schuldgefühle, Katastrophenvorstellungen, Verarmungswahn oder in Form von Halluzinationen äußern. Wenn ein schwer Depressiver wie erstarrt wirkt und im Sprechen, im Denken und in seinen Bewegungen extrem verlangsamt ist, sprechen Fachleute auch von „depressivem Stupor“.
Für die Diagnose entscheidend: Wie lange liegen welche Symptome vor?
Wenn eine gewisse Anzahl und Kombination an Symptomen mindestens zwei Wochen lang vorliegt, spricht man von einer sogenannten depressiven Episode. Diese kann unterschiedliche Schweregrade haben. In den wenigsten Fällen weist ein Betroffener alle Symptome einer Depression auf. Eine solche Person würden Fachleute als schwer depressiv einstufen. Es gibt Abstufungen. So spricht man etwa von einer leichten depressiven Episode, wenn zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome vorliegen.
Depressive Symptome frühzeitig zu erkennen, kann einen enormen Einfluss auf den weiteren Symptomverlauf haben. Für jemanden, der sich in einer depressiven Phase befindet, wirkt der Gedanke daran, jemals aus diesem Loch herauszukommen, vollkommen absurd. Dennoch zeigt allein die Häufigkeit der Krankheit, wie viele Menschen Depressionen erfolgreich bewältigen. Wichtig ist, Depressionssymptome ernst zu nehmen und professionelle Hilfe in Betracht zu ziehen – vor allem, wenn sich die Stimmung auch nach längerer Zeit nicht bessert oder wenn es keinen ersichtlichen Grund für die tiefe Traurigkeit gibt.
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